Magazin: Volkskrankheit Schmerz

Volkskrankheit Schmerz

Ein Drittel der Erwachsenen in Deutschland, so die Schätzungen von Experten, werden von chronischen Schmerzen geplagt. Regelmäßige Rücken- und Kopfschmerzen gehören für zehn bis 40 Prozent der Deutschen längst zum normalen Alltag.


Rückenschmerzen
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Schmerz ist damit längst ein Problem der ganzen Gesellschaft, und das nicht nur national, sondern global. Die Folgen gehen dabei weit über das rein Medizinische hinaus: In den USA entstehen durch schmerzbedingte Arbeitsausfälle und Produktivitätseinbußen jährlich Kosten in Höhe von 61,2 Milliarden US-Dollar pro Jahr. In Deutschland sieht es nicht anders aus: Allein die jedem bekannten Rückenschmerzen schlagen jährlich mit etwa 17 Milliarden Euro Behandlungs- und Folgekosten zu Buche. Für das NIH steht fest: „Schmerz ist heute die globale Geißel geworden, eine gravierende Herausforderung für die Gesundheitssysteme und eine schwere Bürde für die Betroffenen und die ganze Familie“. Aber warum? Was macht den chronischen Schmerz scheinbar so unbesiegbar?
Eine der Ursachen für das Problem ist die oft schwierige Diagnose: Während bei Zahnweh oder dem gebrochenen Bein die Ursache schnell gefunden ist und die Behandlung das Leiden mehr oder weniger schnell beseitigt, entziehen sich gerade die chronischen Schmerzen meist einer einfachen Diagnose und Therapie. Weil keine eindeutige körperliche Ursache mehr auszumachen ist, galten solche Schmerzsyndrome in der Vergangenheit häufig als rein psychisch, die Patienten als „hysterisch“ oder „Hypochonder“ und als Kandidaten für eine Psychotherapie.

Kopfschmerzen
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Inzwischen weiß man zwar, dass diese Leiden sehr wohl auf konkreten körperlich-physiologischen Veränderungen beruhen, doch dummerweise ist es nicht leicht, dem Gehirn diese einmal etablierten Mechanismen wieder „abzugewöhnen“. ,,Man kann nicht das fest eingebrannte Bild des Schmerzes im Nervensystem wie mit einem Schwamm einfach von einer Tafel herunterwischen", erklärte dazu Professor Walter Zieglgänsberger. Patienten und Ärzte brauchen Geduld und neue Schmerz-Punkte.
Solange dies so bleibt, werden viele chronische Schmerzpatienten nach wie vor eine jahrelange Odyssee hinter bringen, bis ihre Leiden erkannt und behandelt werden. Und insbesondere Deutschland gilt hier geradezu als Entwicklungsland: Acht bis zehn Jahre dauert es nach Angaben der Deutschen Schmerzliga im Schnitt, bis ein Patient therapiert ist.