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Archäologisches Museum Frankfurt

Karmelitter Gasse 1
60311 Frankfurt
069/212-35896
069/212-30700

Das Interesse an der Geschichte erwachte im 19. Jahrhundert wie im übrigen Deutschland auch in Frankfurt am Main. Im Historischen Museum, das bereits 1878 gegründet wurde, fanden die "Frankfurter Sammlungen heimischer Altertümer und antiker Kleinkunst" einen vorläufigen Platz.

1937 zog die archäologische Abteilung des Historischen Museums erstmals als ein selbständiges Museum in das Dominikanerkloster um, das allerdings 1944 durch Bombenangriffe zerstört wurde, so daß die Selbständigkeit des Museums vorerst wieder verloren ging. Erst 1952 gelang die Rückgewinnung der Selbständigkeit. 1953 erfolgte der Umzug in das Holzhausenschlößchen und im Juni 1989 schließlich bezog das Museum für Vor- und Frühgeschichte die Karmeliterkirche und den angrenzenden Neubau, der von dem Architekten J.P.Kleihues entworfen wurde. Hier residiert das Museum noch heute; umfangreiche Ausgrabungen, Sachschenkungen und Leihgaben werden dort analysiert, restauriert, zugeordnet und der Öffentlichkeit präsentiert.

Am 26. Juni 1999, zehn Jahre nach seiner Eröffnung in der restaurierten Karmeliterkirche, präsentiert das Archäologisches Museum seine Dauerausstellung in überarbeiteter Konzeption und neuer Gestaltung.

Das Institut versteht sich als Museum für die Archäologie Frankfurts und des Rhein-Main-Gebietes sowie - bezogen auf seine traditionsreichen Sammlungen - für die antiken Kulturen des Mittelmeerraumes und Vorderasiens. Da der Schwerpunkt seiner Sammlungs-, Forschungs- und Publikationstätigkeit auf Vorgeschichte, Römerzeit und frühem Mittelalter unseres Raumes liegt, nimmt dieser Bereich auch den größten Teil der Dauerausstellung ein; er wird in den Räumlichkeiten der wiederaufgebauten Karmeliterkirche gezeigt. Daneben, in den flankierenden Neubauteilen, werden die Sammlungen zur Archäologie Vorderasiens und der klassischen Mittelmeerkulturen präsentiert.

Ziel der neuen Dauerausstellung ist es, die Präsentation der verschiedenen Abteilungen und kulturgeschichtlichen Epochen zu straffen und besser gegeneinander abzusetzen. Ferner sollten neue Forschungsergebnisse sowie Erkenntnisse aus Anregungen und Kritik von Besuchern eingebracht sowie Neuerwerbungen integriert werden. Die Dauerausstellung ist somit nicht völlig neu, sondern in wesentlichen Punkten neu akzentuiert. Dazu gehört vor allem ein frisches Design durch die farbliche Differenzierung der einzelnen Abteilungen; sie soll die Exponate in besseres Licht rücken und dem Besucher leichtere Orientierung und Übersicht vermitteln.

Die Abteilung Vorgeschichte wurde um ein Drittel gekürzt, ohne die Themenkreise selbst zu verkleinern; der chronologische Rundgang wurde übersichtlicher geordnet. Durch die Straffung konnte im schmaleren, westlichen Teil des Querschiffs zusätzlicher Raum für kleinere Sonderausstellungen geschaffen werden, die im Refektorium des Karmeliterklosters fehl am Platze wären. Zur Eröffnung werden hier jetzt die wichtigen Neufunde aus dem fränkischen Gräberfeld Nieder-Erlenbach umfangreicher als bisher vorgestellt.

Die im Langschiff der Kirche untergebrachte römische Abteilung, die sich der Archäologie des römischen Civitas-Hauptortes NIDA (Heddernheim) widmet, hat wichtige Forschungen der letzten Jahre zu einer Umgestaltung genutzt. Insbesondere die Ergebnisse der internationalen und deutschen Forschung zum Mithraskult sowie neuere Untersuchungen zur Spätzeit NIDAs finden Eingang in die Ausstellung. Sie werfen ein neues Licht auf die Geschichte dieser wichtigen Stadt im Limeshinterland.

Neuankäufe und die Tätigkeiten der Steinrestaurierung im Museum boten die Möglichkeit, die Exponate in Vitrinen und Podesten anders zu gruppieren. Bislang noch nicht gezeigte Bauteile römischer Steingebäude, das Modell des Unterkunfthauses und Texte zur Bautechnik bieten nun Informationen zur römischen Architektur, die entscheidend das Bild der Siedlungen und Landschaften des Rhein-Main-Gebietes nach der Besetzung durch die Legionen geprägt hat. Auch die Schriftzeugnisse auf Steindenkmälern und Tongefäßen sind ein wichtiger Ausschnitt des "Romanisierungsprozesses" seit dem 1. Jahrhundert n.Chr.

Des weiteren werden Funde zusammengestellt, die uns ein Bild der Bevölkerungszusammensetzung in dieser Zeit vermitteln. Neben den einheimischen Siedlern keltischer und germanischer Herkunft ziehen nun auch Menschen aus anderen Teilen des römischen Reiches in die Stadt an der Nidda und ihre Umgebung und formieren sich zu einer friedlich zusammenlebenden Provinzbevölkerung.

Neben aktueller wissenschaftlicher Information soll den Besuchern auch optisch der Anreiz geboten werden, das Leben in römischer Zeit unter neuen und alten Gesichtspunkten kennenzulernen.

In der Abteilung Frühes Mittelalter gibt es erhebliche Veränderungen. Die Ausstellung zur Archäologie des Untermaingebietes nach dem Fall des Limes wird aus der Annenkapelle herausgenommen und im anschließenden Querschiff der Karmeliterkirche präsentiert. Damit gelingt ein chronologischer Anschluß an die ausgehende Römerzeit im Langschiff. Die bislang hier ausgestellten fränkischen Gräber von Nieder-Erlenbach werden - zunächst temporär - im westlichen Sonderausstellungsbereich gezeigt und ergänzt um wichtige anthropologische Forschungen zu Demographie, Morphologie und Pathologie dieser frühmittelalterlichen Dorfpopulation.

In der Annenkapelle wird jetzt unter dem Titel "Franconofurd - die Anfänge der Stadt Frankfurt am Main" die Archäologie der Stadt von der Steinzeit bis zur karolingisch-ottonischen Pfalzanlage dargestellt. Aus der bislang im Tiefgeschoß des Historischen Museums gezeigten Ausstellung 'Altstadtgrabung', die in den letzten Jahren nur noch partiell zugänglich war, wurde der ältere Teil von der Vorgeschichte bis zum frühen Mittelalter ausgegliedert. Unter Berücksichtigung neuerer Forschungen und Grabungen in der Altstadt wurde die Ausstellung gründlich überarbeitet und völlig neu gestaltet. Die Darstellung der frühen Geschichte der Stadt rückt somit ins Zentrum der Präsentation in der Karmeliterkirche.

In der Gruft der Annenbruderschaft sind jetzt frühmittelalterliche Fundstücke aus Sammlungen ausgestellt, die nicht von Frankfurter Fundorten stammen. Es handelt sich um Schmuck und edle Gefäße der Völkerwanderungs- bis Karolingerzeit, der sassanidischen und awarischen Kultur sowie aus dem byzantinischen Raum, aus dem auch frühchristliches Sakralgerät gezeigt wird. Schließlich finden in der Gruft neuzeitliche Grabbeigaben aus Bestattungen reicher Frankfurter Familien, wie der Brentanos, in der Karmeliterkirche einen Platz, die bei den Ausgrabungen in den achtziger Jahren zu Tage kamen.

Antikensammlung und Abteilung Vorderer Orient verändern ihre äußere Erscheinung im wesentlichen mit neuen Farbgestaltungen. Inhaltliche Veränderungen wurden nur sehr behutsam vorgenommen: Beide Abteilungen, die rund fünf Jahrtausende Geschichte des Mittelmeerraumes und ein gutes Dutzend Kulturen in sich fassen, bedürfen einer einfachen, tragfähigen Struktur. Neue Forschungsergebnisse wurden eingearbeitet und Fehler korrigiert. Vor allem aber werden hier jetzt auch zahlreiche Neuerwerbungen des Museums der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, die bisher im Magazin aufbewahrt wurden.

Das Rückgrat der Präsentation bilden, entsprechend dem Schwerpunkt der Sammlung, Keramiken aus dem Iran, Kleinasien, vor allem aber Griechenland und Italien, und vom Neolithikum bis zur Spätantike. Bereichert wird sie durch Kleinkunst aus Bronze, Bein, Glas und Terrakotta sowie Gold- und Silberschmuck. Wo es möglich war, wurde auch versucht, thematisch zusammengehörende Dinge zusammen auszustellen. Die Präsentation ist jedoch stärker als in anderen Abteilungen auf das erklärende Wort angewiesen und auf eine gute Zusammenarbeit mit der Museumspädagogik hin konzipiert.


 
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