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Jazz-Szene blüht im Verborgenen

vom 16.08.2001

Kann man Musik sehen? Eine Antwort auf diese Frage will die Ausstellung „Eye Hear What I See” im Amerika-Haus geben. Der amerikanische Fotograf Tom Scott hat seine beiden Leidenschaften - den Jazz und die Fotografie - miteinander verknüpft, um „die Musik zu sehen und eine visuelle Betrachtung aus dem Gehörten zu entwickeln“. Seine stimmungsvollen und dokumentarischen Fotos fanden bereits in San Francisco, New York und Cleveland sowie im Louisiana Jazz Museum in New Orleans viel Beachtung und dürften gerade in der Mainmetropole, die einmal als das deutsche Mekka des Jazz galt, ein größeres Publikum interessieren.

Zur Eröffnung der Ausstellung präsentierte das Russ Spiegel Trio amerikanische Jazz-Standards im Stil der großen Legenden Duke Ellington, Art Blakey und Miles Davis. Das Konzert wurde in Zusammenarbeit mit der Jazzinitiative Frankfurt veranstaltet, die 1990 von einigen Musikern mit dem Ziel gegründet wurde, „dem modernen Jazz in Frankfurt bessere Präsentationsmöglichkeiten zu schaffen”. Nur noch glanzvolle Vergangenheit nämlich sind die Zeiten, als es in Kellern, Clubs und Kneipen der Stadt jazzte, als bei Festivals und Konzerten international bekannte Musiker wie Louis Armstrong, Lionel Hampton und Duke Ellington gastierten und anschließend noch im Jazzkeller weitermachten. Ohne Gage oft, einfach nur der tollen Stimmung wegen. Vorbei auch die große Zeit des einst legendären, 1951 von Carlo Bohländer gegründeten Jazzkellers in der „Kleinen Bockenheimer” und des wohl einmaligen Klimas, in dem berühmte Bands wie das Albert-Mangelsdorff-Quintett, die Barrelhouse Jazzband und andere gediehen. „Das Publikum ist älter geworden,” versucht Thomas Cremer, Gründungsmitglied der Jazzinitiative, eine Erklärung, „in einem Jazzkonzert sieht man heute eine ganze Menge Grauköpfe.“ Trotzdem: „Die Szene lebt”, betont auch der Vorsitzende der Initiative, Joachim Grafen, und in der Stadt gebe es nach wie vor „ein hervorragendes Musikerpotential”. Unterstützung erfährt die Jazzinitiative, die schon kurz nach ihrem Entstehen auf rund zweihundert Mitglieder angewachsen war, von der Stadt mit einem finanziellen Zuschuss sowie ihrem Hauptförderer, der Frankfurter Sparkasse und einigen weiteren Sponsoren.

Clubkonzerte finden zur Zeit hauptsächlich im Club Voltaire statt. Pro Jahr veranstaltet die Jazzinitiative durchschnittlich dreißig eigene, gemeinsam mit den Kooperationspartnern etwa sechzig Konzerte. Insgesamt keine schlechte Bilanz, meint Gründungsmitglied Thomas Cremer. Vor allem, wenn es gelingen wird, dem modernen Jazz in Frankfurt ein besseres Forum zu schaffen, dürfte es wieder aufwärts gehen, stimmt Joachim Grafen vom Vorstand zu. Seinen ureigenen Traum verrät er nur zögernd: Den höchsten Jazzclub Europas ganz oben in einem der Frankfurter Wolkenkratzer etablieren zu können.
Die Ausstellung im Amerika-Haus ist noch bis 28. Dezember zu sehen, geöffnet mo.-fr. von 10-20 Uhr, Eintritt frei.