Ringen um Vertragsabschluss
vom 13.08.2001
Die Verhandlungen zwischen Octagon und der Stadt über den Betrieb und die Vermarktung des neuen Waldstadions laufen auf Hochtouren. Auch Joachim Vandreike (SPD), in dessen Händen die Frankfurter Bewerbung für die Fußballweltmeisterschaft 2006 liegt, strebt „einen schnellen Vertragsabschluss an“, wie sein Referent, Ralph Klinkenborg, betonte. Erst kürzlich hatte auch Octagonchef Steven Jedlicki unterstrichen, zur WM 2006 ein Stadion der Superlative präsentieren zu wollen. Das ist selbstverständlich auch im Interesse der Stadt, die den Auftrag zum Bau der neuen, 250 Millionen Mark teuren Arena an die Firma Bögl aus dem Oberpfälzischen Neumarkt vergeben hat.
Doch gerade das siegreiche Bögl-Modell ist aus Octagon-Sicht noch verbesserungsfähig. Das Unternehmen hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass es eigentlich das Konzept der Philipp Holzmann AG bevorzugt hätte, das jedoch nicht in die engere Wahl gekommen ist. Der amerikanische Sportrechtevermarkter setzte jedoch beim Bögl-Entwurf bereits eine andere Anordnung der VIP-Logen durch, verlangte auch einen ausfahrbaren Rasen (Kostenpunkt 16 bis 18 Millionen Mark) und andere Sonderwünsche, die den Bau der Arena verteuern würden. Die Stadt als Bauherr und Eigentümer des Stadion befindet sich in der Situation eines Autokäufers, der sein Auto nach vier Jahren wieder verkaufen will. Denn sie muss sich die Option offen halten das Stadion auch an einen anderen Betreiber zu verpachten. Während der Wechsel des Bauunternehmens aufgrund dann eintretender großer zeitlichen Verzögerungen nahezu unmöglich wäre, ist ein Wechsel des Stadionbetreibers relativ problemlos zu bewerkstelligen. Zumal sich die Preise, die Stadionvermarkter allein mit dem Vergabe des Namens erzielen können, durchaus sehen lassen können. So zahlt der Internetanbieter AOL dem Hamburger Sportverein (HSV) 30 Millionen Mark allein dafür, dass das Volksstadion fünf Jahre lang AOL-Stadion heißen wird. Die Vermarktung des Stadion ist ein wichtiges Element, um die Baukosten finanzieren zu können. So soll der Vertrag mit Octagon jährlich zehn Millionen Mark in die Kassen spülen.
Ähnlich wie ein Autokäufer muss die Stadt berücksichtigen, dass sich die Sonderausstattung bei einem Wiederverkauf auch wieder rechnet. Eine Anhängerkupplung, die zwar ganz praktisch sein mag, erhöht jedoch den Wert eines Gebrauchtwagens nicht unbedingt. Die Stadt muss bei den Verhandlungen darauf achten, dass die von Octagon geäußerten Sonderwünsche nicht zu extravagant ausfallen und dass die Sonderaustattung auch für einen anderen Betreiber sinnvoll genutzt werden kann.
Ein möglicher Streitpunkt scheint mittlerweile vom Tisch: Octagon beharrt nicht auf den in der Ausschreibungsunterlagen für den Betrieb und die Vermarktung des Waldstadions enthaltenen Konkurrenzklausel. Diese sicherte dem Betreiber zu, dass die Stadt während der Laufzeit des Vertrages bis 2020 keine vergleichbare Stadioneinrichtung (über 25 000) Zuschauer im Stadtgebiet errichten oder fördern wird. Die Klausel war in das Vertragswerk aufgenommen worden, als sich noch nicht abzeichnete, dass sich Frankfurt und die Rhein-Main-Region für die Austragung der Olympischen Spiele im Jahr 2012 bewerben werde. Es gilt als zentrales Element einer erfolgreichen Olympiabewerbung, dass das vom IOC geforderte Olympiastadion mit mindestens 80 000 Plätzen an einem zentralen Punkt der gastgebenden Region, sprich in Frankfurt, liegen müsste.
Die Verhandlungen mit Octagon führt Klaus Kröll, erst kürzlich ernannter Geschäftsführer der Waldstadion Besitzgesellschaft mbH, eines Tochterunternehmens der Stadt. Diplomkaufmann Kröll gilt als erfahrener und geschickter Unterhändler. Als Geschäftsführer der Mainufer Projektentwicklungsgesellschaft mbH vermarktete er das ehemalige Schlachthofgelände im Auftrag der Stadt.
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